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Vorbereitungen in Vorfreude

Über die letzten Tage und Wochen habe ich mich nach und nach auf meinen Auslandsaufenthalt vorbereitet. Angefangen bei dem Vorbereitungsseminar in Berlin bei einer der Organisatorinnen des Projekts, die selbst schon in Ghana war, bis hin zu dem Schließen der Koffer vor einigen Stunden. Zwar ist mir bewusst gewesen, dass es jetzt langsam „ernst“ wird, aber die Erkenntnis was genau es bedeutet zu gehen, kommt erst nach und nach. So ganz ist es immer noch nicht angekommen ? aber aus der Erfahrung mit Indien kann ich sagen, dass es bei mir vermutlich nochmal mindestens eine Woche vor Ort in Ghana dauern wird, bis ich mir der Veränderung richtig bewusst bin. Und das heißt noch lange nicht, dass ich mich dann schon daran gewöhnt habe ?

Möglicherweise konnte ich mich deshalb mental nicht wirklich auf Ghana vorbereiten, da ich bis einschließlich gestern noch komplett in meinem Alltag gesteckt habe. Dementsprechend liefen Proben und Konzerte parallel mit dem Einkauf von Gastgeschenken, Kleidung, Anti-Mücken Sprays, Süßigkeiten und Schwarzbrot, also all den Dingen, die mit nach Ghana müssen. Natürlich habe ich mir vorgenommen die letzten Wochen zuhause nochmal richtig auszukosten, da meine Familie und Freunde mir in den nächsten drei Monaten nur via Skype und Whatsapp zur Seite stehen können. Also habe ich mich mit nochmal mit all meinen Freunden getroffen, war mit ihnen Essen oder abends noch mal aus, habe ein Abschiedsfrühstück ausgerichtet und bin auch mit meinen kleinen Schwestern und meinem Bruder einen Kaffee trinken oder etwas Essen gegangen. Aber egal wie viel ich gemacht habe, ich hatte und habe immer noch das Gefühl, dass es meiner langen Abwesenheit nicht gerecht wird. Trotz eines gebührenden Abschieds weiß ich, dass mir meine Eltern, Stiefeltern, Geschwister und Freunde unglaublich fehlen werden. Zwar sind es nur drei Monate und ich werde keine Sekunde davon bereuen, soviel weiß ich jetzt schon, aber so ein Abschied fällt nie leicht.

Der gestrige Tag war schon merklich angespannter als meine Tage normalerweise sind. Ich habe aufgeräumt, meine Koffer fertig gepackt und 10 Mal überprüft ob auch alles dabei ist und ob die Koffer auch nicht zu schwer sind. Wie zu erwarten habe ich die letzte Nacht zuhause nicht 8 Stunden in seligem Tiefschlaf verbracht, sondern konnte lange nicht einschlafen und bin immer wieder aufgewacht. Als dann um 6:30 mein Wecker geklingelt hat, war ich entsprechend unausgeschlafen. Jeder, der schon eine längere Reise vorgenommen hat weiß, dass am Morgen der Abfahrt meistens die Zeit – und da ist es egal wie viel man davon eingeplant hat – nicht reicht und es grundsätzlich später wird als geplant. So war es auch bei mir heute Morgen. Trotz dessen, dass alles schon gepackt und ich mich zügig fertiggemacht habe, musste ich nach einem schweren Abschied von meiner Familie mit meinem Stiefvater auf das Gleis rennen, um meinen ersten Zug nicht zu verpassen. Den Zug habe ich dann auch noch bekommen und konnte mich zunächst mit etwas Musik in den Ohren entspannen. Eine weitere Hürde, die ich unterschätzt hatte, sind meine Koffer. Aus irgendwelchen Gründen waren bei meiner Flugbuchung automatisch zwei Koffer a 23 kg inbegriffen. „Super“, dachte ich und hab großzügig Gastgeschenke, Bücher, Haribo und eine kleine Geige mitsamt meiner Kleidung, Bettwäsche, Handtüchern und allerlei praktischem Kleinkram darin verstaut. Das Maximalgewicht habe ich auch nicht überschritten (zumindest nicht, wenn man unserer Waage zuhause Glauben schenken kann), aber dass es ziemlich anstrengend und nahezu unmöglich ist mit zwei Koffern dieser Größe und dieses Gewichts, inklusive einer vollen Handtasche und meiner Geige reibungslos und angenehm von Hildesheim zum Flughafen in Hamburg zu reisen, hatte ich schlicht nicht bedacht.

Der Umstieg allein von Gleis 9 in Hannover zu Gleis 8 stellte eine mir bisher unbekannte Herausforderung dar. Es ist ja nicht nur das Gewicht, das hinderlich ist, sondern auch der Platz, den man als einzelne Person auf dem Bahnsteig, im Aufzug und in der jeweiligen Bahn beansprucht. Ich bin mitsamt meinem Gepäck gut drei Mal so breit wie sonst ? dadurch steht man dauernd im Weg rum und wird auch gerne mal schief angesehen, da es aussieht als würde man das primitivste aller Klischees, was Frauen auf reisen betrifft, sinnbildlich darstellen. „Nein, ich habe da nicht nur Schminke und Kleidung drin, sondern Notwendigkeiten wie beispielsweise Unterrichtsmaterial, Bettwäsche, Gastgeschenke, Hygieneartikel, ohne die ich in Ghana nicht weit kommen würde.“ Sowas sage ich natürlich nicht laut, sondern denke es mir nur still und heimlich. Zum Glück kann ich die Koffer in Hamburg am Flughafen aufgeben und bin ab da nur noch mit meiner Handtasche und der Geige unterwegs. Bis dahin muss ich allerdings noch mindestens einmal umsteigen und mich auf dem Flughafen zurechtfinden, aber das wird schon alles schief gehen ?

Auf bald,

Eure Vivi

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