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TroTros, Banku, Bofrots und deutsche Spätzle

Um eine Sache grundsätzlich zu klären, mein Gepäck ist wieder da ? Ich konnte letzte Woche am Mittwochnachmittag zum Flughafen fahren und meine Koffer unversehrt und noch vollständig gepackt mit zu Odehe Center nehmen ?

Meine erste Woche hier war natürlich äußerst ereignisreich und alles zu erzählen würde den Rahmen eines Blogeintrags sprengen. Aber ich werde versuchen einen guten Überblick über die Tage seit meiner Ankunft zu geben und vor allem die Eindrücke, die ich bisher von Ghana bekommen habe, möglichst anschaulich zu schildern.

Zunächst gab es viel zu organisieren und deshalb konnte ich meinen ersten Instrumentalunterricht erst am Wochenende geben. Dazu werde ich aber nochmal mehr in meinem nächsten Blogeintrag schreiben, um meine Leser nicht mit Neuigkeiten zu bombardieren. Ich habe jetzt auch die anderen Freiwilligen gefragt, ob ich sie hier in meinem Blog beim Namen nennen kann und von daher werden meine 4 mysteriösen Mitbewohner ab jetzt Judith, Annika, Nikolaj und Maria heißen. Nikolaj und Maria reisen diesen Monat noch ab und dafür kommen noch drei weitere Freiwillige, die ich dann aber noch vorstellen werde.

Gemeinsam mit Maria, Judith und Annika, bin ich am Dienstag in die AMIS Schule gefahren um dort zu klären, wann wir Theorieunterricht machen könnten. Die AMIS Schule ist eine von zwei Schulen, die in Nima, einem der schlechteren Stadtviertel, liegt und an der wir einmal die Woche vormittags unterrichten können. Die Schüler haben zusätzlich die Möglichkeit nachmittags in die Library zu kommen, um Instrumentalunterricht zu erhalten. Neben der AMIS Schule unterrichten wir auch an der Bethany Schule. Da die Bethany noch nicht lang mit Musiker ohne Grenzen zusammenarbeitet, kam bisher weder Schulunterricht, noch Instrumentalunterricht zustande. Auch die Bethany haben wir die Woche besucht und diverses bezüglich des Unterrichts geregelt. Die Ghanaer brauchen für alles deutlich länger, als man es von den Deutschen gewohnt ist und deshalb rechnen wir damit, erst in zwei bis drei Wochen Instrumentalunterricht geben zu können. Der Schulunterricht ist erstmal kein Problem, aber ab dem Moment, wo die Kinder in die Library gebracht werden müssen, wird es kompliziert. Zum allgemeinen Verständnis, die Library ist eine Art Bibliothek in dem Nima-Viertel, wo Studenten in Ruhe arbeiten können und mehrere Räumlichkeiten für Sprachunterricht, aber auch für unseren Instrumentalunterricht oder Chorstunden zur Verfügung stehen. Nachmittags werden die Kinder idealerweise von einem Lehrer zur Library gebracht, sodass wir dort unterrichten können. Soweit zu unseren Pflichten.

Aufgrund des wenigen Unterrichts hatten wir nachmittags meist frei und konnten auch abends mal weggehen. Am Mittwochabend hat uns beispielsweise Eddie, ein Ghanaer, der uns als Ansprechpartner und Freund vor allem im Odehe Center zur Seite steht, zum Banku essen bei einem seiner Freunde eingeladen. Banku ist eines der Grundnahrungsmittel hier in Ghana, ebenso wie Kenkey, die beide hauptsächlich auf Maismehl basieren. Das ganze Prozedere der Herstellung ist nicht so leicht zu erklären, aber dabei herraus kommt ein etwa faustgroßer Teigkloß, der eine leicht matschige Konsistenz besitzt und leicht säuerlich schmeckt (ist trotz dessen sehr lecker). Natürlich gibt es zu dem Banku noch irgendeine Soße und meist Fleisch oder Fisch. Bei Eddie gab es Banku mit Tilapia, das heißt mit einer scharfen Soße zum dippen (so scharf, dass ich nur probiert habe und sonst bei dem bloßen Banku geblieben bin) und einem halben Fisch. Der Fisch war trotz dessen, dass man ihn noch entgräten musste, sehr lecker und da man hier eh alles mit den Fingern isst, konnte ich die meisten Gräten rausfischen, bevor sie in meinen Mund gelangt sind. Zum Essverhalten generell lässt sich sagen, dass alles eigentlich ausschließlich mit der rechten Hand gegessen wird. Die Linke gilt, wie in Indien auch, als schmutzig und wird deshalb weder zum Essen, noch zum Überreichen von Geld, zum Winken oder etwas entgegennehmen verwendet. Mittlerweile habe ich mich daran ganz gut gewöhnt, auch wenn es immer noch eine Herausforderung darstellt, gleichzeitig das Obst entgegen zu nehmen und zu bezahlen ?

Erstaunlicherweise hält sich mein Kulturschock wirklich in Grenzen. Klar ist hier so einiges anders als in Deutschland, aber Ghana passt sich im Vergleich mit Indien gefühlt mehr an die westliche Welt an. Zwar sind die heimischen Lebensmittel deutlich billiger und auf dem Markt zu finden, aber dennoch kann man Nudeln, Haferflocken und Milch oder Jogurt kaufen. Die Preise dafür entsprechen umgerechnet tatsächlich ihrem ursprünglichen deutschen Preis, sind aber für ghanaische Verhältnisse ein absoluter Luxus. Der Umrechnungskurs liegt momentan etwa bei 5GHC (Ghanaische Cedi) auf einen deutschen Euro. Für 10 Cedi bekommt man allerdings schon zwei Ananas, 10-15 kleine Bananen (wirklich klein) und zwei Papayas (oder in Reis gemessen: 4 Portionen Reis für 12 Cedi). Das zeigt, dass 10 GHC in etwa dem entsprechen, was man in Deutschland für 10 € erwerben kann.

Neu waren für mich auch die TroTros, die hier dafür sorgen, dass jedermann von A nach B kommt. Vorzustellen ist ein von den Europäern aussortiert Minivan (zum Teil noch mit deutscher Aufschrift), der mit Sitzreihen für jeweils vier Personen pro Reihe ausgestattet ist. Um das zu bewerkstelligen, besteht die gesamte rechte Reihe aus seitlich hochklappbaren Sitzen, damit das ein und aussteigen möglich ist. Es gibt immer einen Fahrer und den Mate. Der Mate ruft aus dem TroTro die Linie, die es fährt und zu jeder Linie gibt es ein bestimmtes Handzeichen. So können sich die Passanten schon von weitem mit dem Mate verständigen und herausfinden, ob das TroTro in ihre Richtung fährt. Möchte man mitfahren, so muss man mit dem Finger auf den Boden zeigen und dann hält das Gefährt für einen an. Die TroTros sind natürlich so gemacht, dass möglichst viele Menschen in einen Van passen, demnach kann es mit Geige und Tasche schon mal eng werden. Man möchte ja auch nicht zweit Plätze bezahlen. Die Preise sind nicht verhandelbar, was für uns „Weiße“ sehr angenehm ist, da klar ist, dass wir nicht abgezogen werden. Taxifahrer hingegen hauen einen gerne mal übers Ohr und aus dem Grund ist das TroTro unser bevorzugtes Verkehrsmittel. Egal wohin man fährt, an jeder Ampel in Accra warten Verkäuferinnen darauf, dass die Ampel auf „rot“ springt und sie ihre Ware anbieten können. In den Schüsseln auf ihren Köpfen befindet sich von Zahnpasta über Wasser und Säfte bis hin zu in Essig eingelegte Eier oder süße, frittierte Teigwaren alles, was man sich nur vorstellen kann. An den wirklich großen Knotenpunkten, wo viele TroTros halt machen und auch ihre Pausen einlegen, kann man seinen Tageseinkauf erledigen, ohne aus dem TroTro aussteigen zu müssen. Auch wir kaufen uns manchmal abgepacktes Wasser, getrocknete und gesalzene Bananenchips oder auch etwas Süßes für den kleinen Hunger, wie Bofrots. Diese köstlichen süßen Bälle gibt es zu jeder Tageszeit entweder an Ständen oder bei den Verkäuferinnen auf der Straße zu kaufen und bestehen aus einem süßen Teig, der aufgrund des Frittierens eine leckere Kruste bekommt. Innen sind die Bofrots fluffig und erinnern von ihrer Konsistenz an Krapfen. Zwischenmahlzeiten, wie die Bofrots sind eine willkommene Abwechslung zu dem sonst sehr scharfen Essen.

Da wir nicht jeden Abend Reis essen wollten, sind wir am Donnerstagabend nach einer Theateraufführung mit traditionellem Tanz im National Theater noch Pizza essen gegangen. In der Innenstadt Accras gibt es durchaus die Möglichkeit europäisch essen zu gehen, aber dafür werden logischerweise deutsche Preise angesetzt. Mehr als 5 oder 6 Euro muss man umgerechnet trotzdem nicht zahlen und wir alle haben unsere Pizzen sehr genossen. Da essen gehen auf die Dauer sehr teuer wird, hatte Judith die Idee, doch einfach mal deutsche Spätzle zu machen. Das Rezept konnte sie auswendig und in weiser Voraussicht hatte sie vor ihrer Abreise eine Spätzlesreibe eingepackt. Es war ein absolutes Highlight meiner ersten Woche, dass wir alle zusammen Spätzle frisch gemacht haben und diese dann mit Linsen als Abendessen genießen konnten.

Mit den Freiwilligen verstehe ich mich sehr gut und auch in der Wohnung in Teshie (ein Stadtteil Accras, wo wir alle Wohnen) habe ich mich bereits sehr gut eingelebt. Gemeinsame Mahlzeiten, Einkäufe, TroTro-Fahrten und abendliche Diskussionsrunden bringen alle als Gruppe besser zusammen und erleichtern das Miteinander (nicht, dass es je schwer gewesen wäre). Maria und Nikolaj sind bereits 3 Monate hier und reisen auch innerhalb der nächsten zwei Wochen ab. Danach müssen wir alles organisiert bekommen und ohne Hilfe von außen zurecht kommen. Ich denke allerdings, dass wir als Gruppe sehr gut zusammenpassen und auch mit dem Wechsel keine all zu großen Probleme haben werden. Bis zur Abreise der zwei kommen noch die bereits erwähnten weiteren drei Freiwilligen, die dann bis Februar bleiben werden. Ich bin schon sehr gespannt, wie dann unser Alltag aussieht, wenn alle vor Ort sind und ein geregelter Wochenablauf steht. Bis dahin werde ich aber einfach weiter über neue Erfahrungen und Erlebnisse berichten und versuchen Ghana Stück für Stück in Deutschland greifbarer zu machen.

Bis dahin alles Gute und ich melde mich bald wieder

Eure Vivien

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