Es tut mir wirklich sehr leid, aber unser WLAN ist einfach momentan für nichts zu gebrauchen. Wir sind zwar schon mit den entsprechenden Menschen in Kontakt, aber es kann sein, dass es noch eine Weile dauert bis wir wieder richtiges Internet haben. Ich versuche einfach in Zukunft über den Hotspot mit meinem Handy zu bloggen und hoffe, dass das funktioniert. Bilder konnte ich deshalb leider dieses Mal nicht hochladen, aber die kommen dann noch nachträglich. Jetzt aber zur Tagesordnung.
So langsam kehrt eine Routine in den Alltag bei uns ein. Am Samstag ist Maria, die letzte Volontärin, die schon ihre drei Monate hinter sich hatte abgereist und Constantin, als letzter Neuer, ist sicher in Accra gelandet. Wir versuchen so gut es geht den vorgeschlagenen Stundenplan unseres Projektleiters einzuhalten und haben uns dementsprechend in zwei dreier Gruppen aufgeteilt. Da jedes Instrument (Violine, Cello und Querflöte) doppelt besetzt ist, bietet sich eine solche Einteilung natürlich an.
Neben den schon erwähnten Schulen in Nima, der Bethany und der AMIS Schule, haben wir bisher noch in dem bereits erwähnten Kinder Paradise unterrichtet. Immer als dreier Gruppe reisen wir, eine Gruppe von Dienstag auf Mittwoch und die andere von Samstag auf Sonntag bzw in meinem Fall bis Montag, zwei Stunden per TroTro nach Prampram. Die Fahrt ist eigentlich sehr entspannend. Jeder hängt so seinen Gedanken nach, sieht aus dem Fenster, hört Musik oder unterhält sich entspannt. Der einzige Nachteil ist, dass ich für das Wochenende immer meine Geige, wie natürlich auch Kleidung, Duschsachen, Bettwäsche und Handtücher mitnehmen muss. Meine Reisetasche ist immer gut gefüllt und ich bin dementsprechend gut beladen, wenn es nach Prampram geht. Sitzt man mal im TroTro ist es, solang man nicht jemanden rauslassen muss, sehr angenehm, Auf dem Weg gibt es einen Zwischenstopp, bei dem wir in ein anderes TroTro wechseln müssen. In Ashaiman gibt es nämlich einen großen TroTro-Halteplatz, wo neben TroTro-Fahrern, die Mittagspause machen auch regelmäßig TroTros in alle Richtungen abfahren und von überall her ankommen. Dort wechseln wir dann immer von dem TroTro Richtung Ashaiman zu dem TroTro Richtung Ningu, dass ziemlich direkt an dem Kinder Paradise vorbei fährt. Die TroTro-Haltestelle in Ashaiman ist jedes Mal interessant. Nicht nur, dass es dort so ziemlich alles aus dem TroTro heraus zu kaufen gibt nein, auch muss man sich jedes Mal zu dem gewünschten TroTro durchfragen. Es kann dann schon mal sein, dass man kreuz und quer über den Platz läuft und dauernd nach dem gesuchten Gefährt fragen muss. Hat man es dann gefunden, kann man es sich (soweit möglich) bequem machen und warten, bis das TroTro gänzlich gefüllt ist. Die TroTros an den große Knotenpunkten bzw Endhaltestellen wie Ashaiman, Third-Seven und Kaneshie fahren erst los, wenn alle Plätze belegt sind. Da Ashaiman aber immer voller Menschen ist, füllt sich so ein TroTro doch ziemlich zügig und es dauert keine 15 Minuten, bis man sich auf dem Weg nach Ningu befindet.
An der TroTro Station „Bible School“ müssen wir dann aussteigen und besorgen uns direkt im Anschluss 15 Liter von dem hier trinkbaren „Pure Water“, das in jeweils 500 ml Portionen in Plastiktüten verschweißt ist. Dasselbe Wasser besorgen wir uns auch immer in Teshie, da das Leitungswasser logischerweise tabu für uns ist. Mit nochmal 15 Kg mehr Gepäck laufen wir dann den kurzen Sandweg zum Tor des Kinder Paradises hoch und betreten das komplett umzäunte Gelände. Meist begrüßt uns der Torwärter, wenn er nicht gerade seinen Mittagschlaf hält. Unser erster Anlaufpunkt ist immer das Office, das rechts vom Eingang liegt, um die Heimleitung, die Leiterin des Kinder Paradises (die meist nicht vor Ort ist) oder andere Mitarbeiter über unsere Ankunft zu informieren. Auch benötigen wir die Schlüssel für unsere Schlafräume und die Klassenzimmer, in denen wir unseren Instrumentalunterricht abhalten. Treffen wir im Office niemanden an, machen wir uns auf die Suche nach einer der Hausmütter oder nach jemandem aus dem Office. Meist sitzen Bro Eric, der derzeit der Heimleiter ist, oder einige der Ma`s auf dem Gelände bei den spielenden Kindern, oder halten sich in der großen Halle auf. Bisher mussten wir nie lang nach jemandem mit dem Zugang zu den Schlüsseln suchen. Haben wir dann alle begrüßt und unsere Schlüssel entgegengenommen, können wir endlich unsere Zimmer beziehen. Constantin hat als einziger Junge das Privileg, in einem eigenen Zimmer zu schlafen, während wir Mädchen immer zusammen in einem Zimmer sind. Allerdings können wir uns echt nicht beschweren. Da noch drei weitere Frauen aus Österreich derzeit im Kinder Paradise Freiwilligendienst leisten, ist das Obergeschoss (das für die Frauen vorgesehen ist) immer voll. Wir von MOG bekommen demnach momentan die Gästewohnung, die sich in demselben Haus befindet, aber ein eigenes Bad und eine eigene Küche besitzt. Die anderen Bewohner des Hauses, das nebenbei bemerkt „Jerusalem“ heißt, müssen sich pro Etage eine Küche, zwei Duschen und zwei Toiletten teilen. Insgesamt ist es für uns tatsächlich sehr komfortabel, auch wenn wir die Küche eigentlich nie in Gebrauch haben und die Dusche, wenn sie denn mal funktioniert, einen eher an tröpfelt, als richtig abzuduschen.
Meist haben wir noch ein wenig Zeit, um unsere Betten zu beziehen und uns kurz auszuruhen, bis die Glocke zum Mittagessen geläutet wird. Darunter darf man sich keine richtige Glocke vorstellen, sondern eher zwei metallene Becher, die gegeneinandergeschlagen werden und so die nächste Mahlzeit ankündigen. Leider bekommen wir dieses Signal oft nicht mit, da das Jerusalem doch etwas abseits auf dem Campus liegt. Demnach haben wir eigentlich immer die Uhr im Blick, um auch ja nicht das Essen zu verpassen. Samstag mittags gib es so gut wie immer Kenkey zu essen. Das ist ähnlich wie Banku, allerdings noch etwas säuerlicher und wird mit einem Peppedip und einem Stück Fisch serviert. Das Peppe ist sehr scharf und besteht aus zermalmten Tomaten, Chilli ähnlichen Schoten und diversen Gewürzen. Darin wird das mit der Hand abgetrennte Kenkey eingetunkt und danach gegessen. Erstaunlicherweise gewöhne ich mich hier sehr gut an die Schärfe und freue mich sogar manchmal echt, wenn es wieder was Scharfes zum Essen gibt. Der Fisch zu dem Kenkey ist oftmals trocken und noch voller Gräten. Da man mit den Fingern die Gräten aber ziemlich gut erfühlen kann, verschluckt man sich eigentlich nie. Manchmal habe ich Glück und bekomme eine Schwanzflosse, also die untere Hälfe des Fisches, und manchmal muss ich mir die Mühe machen, irgendwie das bisschen Fleisch am Kopf des Fisches zu entfernen. Klingt nicht so spaßig, ist es auch meist nicht. Nur die Flosse auseinander zu nehmen ist meiner Meinung nach nämlich deutlich angenehmer, als dem toten Tier direkt in die Augen zu sehen.
Gegessen wird immer in der großen Halle mit allen zusammen. Die Hausmütter und wir Freiwilligen sitzen an den Kopfenden der längeren Tische, während die Kinder an der Seite auf den Bänken platznehmen. Die Hausmütter, wie auch wir Freiwilligen haben einen gesonderten Status und holen uns unser Essen direkt aus der Küche. Vor dem Essen stehen alle auf und müssen die Augen zum Gebet schließen. Jedes Mal betet ein anderes der Kinder, während die Seniors, also die älteren Heimkinder darauf achtgeben, dass auch wirklich alle Augen geschlossen sind. Kaum hat die ganze Halle das Wort „Amen“ ausgesprochen, darf gegessen werden. Während des Essens wird nicht geredet und wenn, dann sehr leise. Haben alle aufgegessen, oder zumindest der Großteil der Kinder, dann stehen wieder alle auf, es wird erneut gebetet und mit dem „Amen“ räumen alle ihre Plätze und bringen ihr Geschirr weg. Oftmals sind wir Freiwilligen noch nicht fertig, da die Kids echt zügig essen, und deshalb setzen wir uns dann noch raus, um unsere Mahlzeit in Ruhe zu beenden. Die Kinder nehmen einem, nachdem man fertig gegessen hat, immer die Schüsseln aus der Hand und spülen sie für einen. Selbst wenn man sagt, dass man es selbst abspülen möchte, lassen sie einen Arbeit nur ungern verrichten. Noch während alle am Abspülen sind suchen wir uns dann unsere Schüler zusammen bzw einen Schüler oder eine Schülerin, mit dem/der wir nach dem Essen mit dem Unterricht anfangen können. Meistens muss man sie sich sofort schnappen und mitnehmen, da es sonst sein kann, dass die Kids einfach nicht mehr auftauchen.
Hat man dann mal einen Schüler erwischt, läuft es meist sehr gut. Wir holen die Instrumente, Notenständer und Noten aus dem Instrumentenraum und laufen gemeinsam zu den Klassenräumen. Da jeder von uns Freiwilligen einen eigenen Raumschlüssel bekommt, können wir jeden einzelnen Schüler in Ruhe unterrichten. Vor allem haben wir so die Möglichkeit andere, die hereinkommen und stören, problemlos rauswerfen oder sagen, sie sollen leise sein. Je nach Schüler unterrichte ich zwischen 30 und 60 Minuten und mit Kanfu manchmal auch länger. Derzeit habe ich zwei Schüler und zwei Schülerinnen, die ich samstags immer unterrichte. Da Clara ebenfalls Geige unterrichte, übernimmt sie unter der Woche die restlichen drei Schüler. Es ist schon ein paar Mal vorgekommen, dass ich mit einem Unterricht fertig war und den jeweiligen Schüler losgeschickt habe, einen anderen Schüler zu holen und der einfach eine Stunde lang nicht aufgetaucht ist. In der Wartezeit habe ich zwar effektiv Geige geübt, aber ich sollte ja eigentlich unterrichten und nicht meinen Kram üben ? Deshalb bin ich mittlerweile dazu übergegangen, mich einfach gleich selbst auf die Suche nach meinen Schülern zu begeben. So hat man die Gewissheit, dass man nicht ewig warten muss und alle Schüler an einem Nachmittag abhaken kann.
Nach dem Unterricht gibt es meist auch schon wieder Abendessen. Da die Kids sehr früh aufstehen müssen, auch am Wochenende, bekommen alle schon um 17:30 Uhr etwas zu essen. Vor allem samstags freuen wir uns sehr auf das Abendessen, da es Spaghetti mit einer scharfen Tomatensoße gibt. Das schmeckt wirklich sehr lecker und ist eine schöne Abwechslung zu dem ghanaischen Essen. Manchmal setzen wir uns zum Essen auch nach draußen, da es genug Ma´s gibt, die in der großen Halle für Ordnung sorgen. Oftmals haben wir nach dem Abendbrot noch Zeit, bis wir in unsere jeweiligen Häuser gehen müssen, um den Ma´s bei den allabendlichen Bettgehritualen etwas unter die Arme zu greifen oder noch ein wenig mit den Kindern zu spielen. Nach einer kurzen Pause in unserer Wohnung machen wir uns dann auf den Weg in unsere Häuser. Davon gibt es drei im Kinder Paradise: das Haus eins beherbergt ausschließlich Jungs, sowie auch das Haus drei. Das Haus zwei hingegen ist das einzige Mädchenhaus. Ich bin für das Haus drei eingeteilt worden, Consti für das Haus eins und Annika für das Haus zwei. Interessanter Weise dürfen Frauen als universeller Mutterersatz auch in Jungs Häusern sein (ehrlich gesagt gibt es gar keine männlichen Betreuer in den Häusern), aber Männer hingegen nicht in dem Mädchenhaus arbeiten.
Die Jungs in meinem Haus sind alle voll lieb und auch mit den Hausmüttern und der Österreicherin komme ich super klar. Meistens muss ich gar nicht viel machen, höchstens mal die Zahnpasta auf die Zahnbürsten streichen. Ansonsten sitze ich einfach dort rum, rede mit den Hausma´s und warte, bis wir alle zur Devotion in den Gemeinschaftsraum gehen.
Die Devotion ist ein all abendliches und all morgendliches gemeinsames Singen und Beten, das in den jeweiligen Häusern abgehalten wird. Es dauert im Regelfall nicht länger als 10 Minuten und erst wird gesungen und geklatscht und Jesus angepriesen, danach beten verschiedene Kinder, bis am Ende alle gemeinsam das Vater Unser auf Englisch sprechen. Generell wird hier der Glaube wirklich groß geschrieben, nicht nur in Kinder Paradise, sondern auch in Ghana generell. Dazu kommt aber noch ein gesonderter Blogeintrag, da das ein Thema für sich ist ?
Im Kinder Paradise ist das Erscheinen zu den Devotions und dem sonntäglichen Gottesdienst für ausschließlich alle Heimkinder Pflicht. Wer sich dieser Regel wiedersetzt kann bestraft werden (wenn auch nicht mit Schlägen, da den Lehrern und Hausmüttern solche Bestrafungen von der deutschen Leiterin verboten worden sind). Diese Regeln muss man allerdings in Relation zu der Kultur hier sehen. Die Ghanaer sind sehr gläubige Menschen und tägliches Beten und der sonntägliche Gottesdienst werden nicht nur im Kinder Paradise, sondern allgemein in der Gesellschaft vorausgesetzt. Die Menschen hier haben dadurch einen Zufluchtsort und die Gemeinschaft schweißt auch in schwierigen Situationen zusammen und macht die einzelnen Menschen wieder stark. So ist es jedenfalls zu erklären, warum im Kinder Paradise so viel Wert auf die Anwesenheit der Schüler beim Gottesdienst gelegt wird.
Man muss schon auch sagen, dass hier der Gottesdienst erstens mit Nichten so kurz ist, wie ein durchschnittlicher Gottesdienst in Deutschland, aber zweitens dafür auch ansprechender gestaltet wird. Zunächst ist eine hübsche Bekleidung für den sogenannten „Service“ sehr wichtig. Alle Kinder und Ma´s machen sich für den Gottesdienst schick und man kann sich kaum satt sehen an all den tollen Stoffen und Mustern, aus denen die Kleider, Röcke und T-Shirts genäht sind. Sobald alle anwesend sind, kann es losgehen. Es wird immer eine Stunde gesungen, geklatscht, getrommelt und getanzt, bevor überhaupt die Predigt losgeht. Diese wiederum dauert ebenfalls eine Stunde an. Manchmal singen auch einzelne ein Lied und die anderen steigen mit ein. Eigentlich kommt irgendwann immer der Punkt, an dem alle singen und wie wild rumhüpfen, einfach weil die Musik und das Singen eine befreiende Wirkung hat ? Das ist total faszinierend und man kann sich leicht davon mitreißen lassen. Direkt im Anschluss an das Singen wird gepredigt und die predigende Person wechselt (zumindest bisher) jede Woche. Die Art zu predigen unterscheidet sich stark von Prediger zu Prediger. Manche brüllen rum und andere sind ganz ruhig und wieder andere integrieren die „Gemeinde“. Alles in allem ist es ein echtes Spektakel und wird nie langweilig, Nach der Predigt ist der Gottesdienst zu Ende und die Kinder ziehen sich wieder ihre Alltagskleidung an.
Da die Predigten eigentlich immer bis 12:00 oder länger andauern, gibt es ziemlich unmittelbar nach dem Gottesdienst schon das Mittagessen, wie jeden Sonntag Reis mit Tomatensoße und Hühnchen. Auch dieses Essen ist sehr lecker und ich kann kaum genug davon bekommen ❤ Manchmal unterrichten wir auch nach dem Mittagessen noch ein paar Kinder bzw holen den Unterricht nach, der am Vortag zeitlich nicht mehr möglich war. Haben wir keinen Unterricht mehr nachzuholen, können wir uns den restlichen Tag entspannen und einfach nichts tun. Leider ist das noch nicht allzu oft vorgekommen, da entweder, wie schon beschrieben, die Kinder nicht aufgetaucht sind, oder der Samstag mit Aktivitäten belegt war, von denen wir nichts wussten. So hatten alle Heimkinder den einen Samstag von 8:00 morgens bis 18:00 abends irgendein Bible-Study Programm und wir konnten keinen einzigen Schüler unterrichten. Oder das letzte Wochenende, als die Jungs ein Fußballspiel gegen eine andere Schule hatten und alle dem Spiel beiwohnen wollten. Man muss hier einfach lernen spontan aus einem freien Tag etwas zu machen. So haben wir letztes Wochenende einfach in unserer Wohnung gegammelt, Lena hat mir noch eine Dreadlock gemacht und wir haben den ganzen Nachmittag gequatscht. Im Falle, dass wir sonntags noch unterrichten läuft es meist so ab, wie Samstags auch und auch hier ist wieder das Abendessen unsere Deadline für den Unterricht. Annika fährt Sonntag nachmittags dann immer schon ab, da sie montags woanders unterrichten muss und nur Consti und ich den Klassenunterricht im Kinder Paradise leiten. Oft sitzen wir Sonntag abends dann noch zusammen in dem Gemeinschaftsraum im Jerusalem und reden mit den anderen Freiwilligen, essen noch ein paar Früchte oder trinken noch einen Kaffee.
Am nächsten Morgen geht es für die Österreicherinnen und vor allem für die Kinder richtig früh los. Um 4:30 Uhr werden die Kinder geweckt und haben bis zum Frühstück um 6:30 Uhr noch diverse Aufgaben zu erledigen. Wir anderen stehen meist nicht einmal zum Frühstück auf, sondern holen uns um 8:00 Uhr nachträglich etwas aus der Küche. Um 9:30 Uhr beginnt dann unser erster Unterricht im Kindergarten 1. Bis zur kleinen Pause um 10:00 Uhr unterrichten wir demnach nur noch eine Klasse neben dem Kindergarten und zwar die Klasse P1. Nach einer halben Stunde Pause kommt noch der zweite Kindergarten an die Reihe und die P2 Klasse unterrichten wir immer erst nach dem Mittagessen. Da die Schüler in den Klassen unterschiedlicher Altersstufen sind, gestalten wir den Unterricht entsprechend unterschiedlich. Mit den Kindergärten bleiben wir erstmal beim Lieder singen, Rhythmen klatschen und Musik hören, da sie einfach noch zu klein sind, um richtig Musiktheorie zu lernen. Die P1 und die P2 hingegen sind relativ fix, was das Lernen von Notenwerten und verschiedenen Rhythmen angeht. Es wäre ja auch irgendwann echt langweilig mit jeder Klasse dasselbe zu machen ? Nach dem Mittagessen und der letzten Unterrichtsstunde packen wir dann unsere Sachen, ich räume die Wohnung wieder auf und fege nochmal durch, damit die anderen am Dienstag ein sauberes Zimmer vorfinden. Gemeinsam machen wir uns dann auf den Weg ins Office um unsere Schlüssel wieder abzugeben und uns zu verabschieden. Nach dem offiziellen Verabschiedungsprozedere tragen wir uns noch in das Anwesenheitsbuch ein (mit An- und Abreisedatum sowie die dazugehörige Uhrzeit) und machen uns wieder auf den Weg zur TroTro Station.
Das Kinder Paradise ist wirklich sehr schön gestaltet. Den Schülern steht ein großer Fußballplatz zum Trainieren und sich austoben zur Verfügung und neben einem Volleyball- und Basketballfeld stehen unheimlich viele bunt bemalte Klettergerüste und Rutschen auf dem Gelände. Der Campus ist einige Minuten von Prampram entfernt und liegt somit in einer sehr ruhigen Umgebung. Damit fügt sich das familiäre Klima sehr gut in das Umfeld um das Waisenhaus ein. Wenn man vor Ort ist gewinnt man den Eindruck einer großen Familie, die miteinander lebt und voneinander lernt. Bis auf einige Ausnahmen leben die Kinder und Hausmütter sehr harmonisch zusammen und Makel wie eine körperliche Einschränkung oder eine Lese-Rechtschreib-Schwäche fallen grundsätzlich nicht ins Gewicht. Vor allem Bro Eric legt großen Wert auf eine offene und konstruktive Kommunikation zwischen den Heimkindern und den Hausmüttern sowie ihm als Heimleiter. Trotz der langen An- und Abreise bin ich sehr gerne im Kinder Paradise. Der Grund ist schlicht, dass man seinen eigenen Schülern viel näherkommt und gleich eine viel engere Bindung aufbauen kann, da man zusammenlebt, isst und arbeitet. Solche Aktivitäten verbinden und erleichtern es, sich auf neue Menschen einzulassen.
Ich weiß jetzt schon, dass mir der Abschied von den Menschen, die ich im Kinder Paradise, aber auch in den anderen Schulen bisher kennen gelernt habe, sehr schwer fallen wird. Man lässt einfach ein Stück von sich zurück, nimmt aber dafür auch etwas von hier mit sich zurück nach Hause. Und ich merke zunehmend, wie dankbar ich für diese Möglichkeit hier bin und für all die Erfahrungen, die mit dieser Möglichkeit einhergehen. Oder wie meine Mutter mir in dem Zitat des Tages am 29. September geschrieben hat:
„Ich bin dankbar, nicht, weil es vorteilhaft ist, sondern weil es Freude macht.“
– Lucius Annaeus Seneca