Hallo ihr Lieben,
hier spricht Maja aus Ghana. Die Vögel zetern draußen, hier ist es angenehm kühl und nebenan klimpert ein Klavier und ein leises Leutegemurmel ist zu vernehmen. Hört sich alles ganz normal an, oder? Ist aber nicht der Normalfall hier!
Normal ist eigentlich, dass überall stinkende Autos rumhupen, Menschen dich anstarren oder ansprechen, du vor Stickigkeit schwitzt und es überall leckere Dinge gibt, die Frauen auf Köpfen tragen. Am 5. September abends stiegen wir gerädert aus dem Flugzeug und ich zumindest war erstmal heillos überfordert – von ALLEM! Leitungswasser nicht trinkbar, keine Ahnung wie das Essen ist und wie die Leute ticken, wem kann man trauen und wer will nur Geld? Meistens ist es ein Mix aus beidem übrigens, mehr oder weniger in die eine (Geld)Richtung gewichtet. Und alles so heiß, klebrig und irgendwie komisch. Naja anders eben. Und dann noch die Leute, mit denen soll ich jetzt ein Wohnzimmer, ein Bad teilen, das nächste halbe Jahr, ohne sie überhaupt zu kennen? Naja also erstmal gesunde Skepsis am Start, die auch ein paar Tage anhielt. Der erste Trip auf der Straße war auch so, ungewohnt, dass es keine Bürgersteige gibt, keine Schilder, wir haben keine Karte… Und man wird von allen angeschaut. Was ja auch kein Wunder ist als einzige Weiße unterwegs.
Neue Simkarte gekauft, 400MB für 5 Cedi, knapp über einen Euro, das geht ja schonmal klar 🙂 Über whatsapp bin ich noch gut zu erreichen, auch zum Telefonieren. Nun ja, wir sind schon viel herumgedüst in Accra, von dieser Schule zu jener Schule und zurück. Generell dauert jeder Trip mindestens den halben Tag, weil man immer lange braucht: Entweder watschelt man zu Fuß im Gänsemarsch an den Straßengräben, sogenannten Gutters entlang, oder man quetscht sich in uralte Busse, die mit lauter Musik versuchen, den üblen Verkehr zu übertünchen. Und die brauchen je nach Staulage natürlich auch lange. Aber trotzdem ist es irgendwie entspannt, weil es keinen Druck gibt. In Deutschland muss man dann halt irgendwie schnell wo hin – und hier nimmt man eben was kommt. Die Leute, die Sachen auf den Köpfen verkaufen, kann man halt auch nicht steuern. Ob man jetzt die geilen Quarkkäulchen – Bofros genannt – kriegt oder nur stinkende Fische, kommt drauf an ob der Moment gerade passt.
Auf jeden Fall hatten wir dann schon wirklich nette Begegnungen, gestern Abend zum Beispiel: Der Hausmeister wohnt mit seinen 2 Kindern gleich bei uns und wir haben mit Joshua (3) und Grace (16) gestern lustig gespielt. Und Ausflüge gab’s auch schon zwei – in 5 Tagen ist das doch ein guter Schnitt! Der Tag heute begann schon um 4 Uhr in der Früh. Im Dunkeln suchten wir uns ein Taxi und dann ein Trotro (das sind die Kleinbusse), und ab ging’s in das Shai Hills Reservat! Paviane begrüßten uns, total unscheu, und mal wieder eine Feilsch-Aktion wurde von Rebecca gestartet. Sie kann das echt gut – dieser Mix aus freundlichem Lächeln und genervtem Gesicht will erstmal gelernt sein! Ich komme damit noch nicht klar. Wir standen dort heute echt ne Stunde, es hieß ja wir laufen nein wir nehmen ein Taxi nein wir laufen nein wir nehmen einen anderen Eingang – wir wollen nicht den Ausländerpreis bezahlen, der einfach mal doppelt so teuer ist – ja wir sind Studenten – der Taxifahrer kriegt aber auch das Eintrittsgeld bezahlt – sein Auto und seine Zeit gehen ja noch verloren – wir sind doch keine Ghanaer – naja eigentlich geht es ja doch nur drum dass wir weiß sind und deshalb mehr bezahlen! Schließlich sind wir dann für 2h für je 40Cedi, also 10€ durch den Park geführt worden, der wirklich wunderschön ist. Das Taxi hat dann nochmal 55 Cedi gekostet, also für jeden 11Cedi und dann wollte der Führer noch Trinkgeld. Für ghanaische Verhältnisse alles ein Vermögen! Zum Vergleich: Einmal Fufu, ein weicher Kloß mit Erdnusssoße, kostet 2 Cedi, also 50 Cent. Wir fuhren also mit dem Taxi rein, gleich rechts kamen dann Strauße. Dicke Augen, witziges Gehabe, und dazu diese Dinosaurierfüße! Denen möchte man aber nicht so begegnen. Sie benutzen die Brust um dich umzuwerfen und treten dann drauf. Die Shai lebten in den Felsenhöhlen auf den Hügeln. Fidelius durfte der Chief sein, die Klettertour war 1a unsicher, aber es gab Seile zum Festhalten 😉 Ich weiß gar nicht wie ich das alles beschreiben soll, denn es ist einfach so anders! Naja, Fotos sagen vielleicht mehr als Worte, je nach Geschmack.
Salsa tanzen waren Rebecca und ich auch schon, das war so schön! Da war einfach gute Musik, und man konnte alles vergessen. Morgen werden wir im Kinder Paradise eingeführt, das Kinderheim, das von einer Deutschen geführt wird. Geige hab ich auch schon gespielt. Mit dem Unterrichten beginne ich nächste Woche. Ich bin sehr gespannt und habe Angst. Aber Kinder mag ich ja gerne! Aber vor allem Kleine, da hab ich keine Angst dass sie mir was versauen können 😉
Ich weiß nicht, ob ich einen Blog machen soll, eigentlich finde ich Briefe/Mails schöner, aber ich glaube mit nem Blog ist es einfach praktischer. Aber bitte nehmt es als Brief an euch! Denn für euch schreibe ich das, ich hoffe, ihr habt Lust drauf! Dann lad ich mal noch n paar coole Affenfotos hoch und dann machen wir einen Sex and the City Abend! Jawohl, peinlicherweise ist das das einzige, was wir auf DVD haben.
Ganz liebe Grüße aus Accra
Maja
Und Fidelius, Ludwig, Rebecca und Lukas