
Hallo! Mein Name ist David und ich lebe nun seit gut einer Woche in der ghanaischen Hauptstadt Accra im Stadtteil Teshie. Es sind erst wenige Tage vergangen und doch ist super viel passiert. Daher möchte ich mit Euch meine ersten Eindrücke in Ausschnitten teilen.
Wir überspringen den Flug und beginnen gleich bei der Ankunft am Kotoka International Airport Accra. Ich gebe euch einen Tipp: Vergesst nicht euren Impfpass, wenn ihr nach Ghana reist. Ich durfte gleich nach der Landung einige Diskussionen führen und habe schlussendlich doch den Kürzeren gezogen. Für 20 Dollar „kaufe“ ich mir einen neuen Impfpass (verhandeln konnte ich leider nicht). Anschließend werde ich in einen kleinen Raum gelotst, in welchem ich zusätzlich für die Impfbestätigung für eine Gelbfieberimpfung latzen soll. Dass die Impfung Pflicht war für den Erwerb meines Visums, war den Mitarbeiterinnen am Flughafen herzlich egal. Also sitze ich dort und diskutiere weiter, denn ganz ehrlich: So einfach lasse ich mich nicht abzocken. Glücklicherweise hatte ich einen Scan der Impfung auf meinem Handy, welche dann mit leichtem Missfallen angenommen wurde. Willkommen in Ghana!
Draußen empfangen mich Sarah und Katharina. Sie leben seit nun zehn Monaten in Accra und werden mich für eine Woche rumführen, bevor sie dann nach Deutschland zurückkehren. Wir verbringen den ersten Abend gemeinsam in der WG mit Kennenlernen und Kniffel spielen.
“Wenn viel los ist, ist es wie ein kleiner Kampf.”
Gleich am nächsten Tag (Dienstag) kaufe ich mit Hilfe von Sarah eine SIM-Karte. Anschließend hebe ich ein paar Cedi ab und fühle mich bestens ausgestattet. Nachmittags fahren wir gemeinsam (Sarah, Katharina und ich) ins Nima Maamobi Community Learning Centre, einem der drei Standorte, wo ich unterrichten werde. Es ist eine schöne Kulisse, mit der Kawukudi Central Mosque im Hintergrund. Aber viel spannender als das Kennenlernen meiner zukünftigen Schüler ist die Busfahrt dorthin. Ich habe gelernt: man muss schnell sein und genau wissen, wo man hinwill. Die Plätze in den kleinen Transportern sind nicht nur sehr begrenzt, sondern auch heiß begehrt. Schon beim Einfahren in die Haltestelle wird die Schiebtür, die meistens lose am Auto hängt, aufgerissen und der Ein- und Ausstieg beginnt. Wenn viel los ist, ist es wie ein kleiner Kampf: wer schafft es einen Platz zu ergattern, wer muss auf den nächsten Bus warten? Meine erste Busfahrt ist ein Erlebnis. Der Untergrund variiert zwischen Asphalt, Schotter und Erde. Schlaglöcher sind in jedem Fall vertreten. Die Kulisse wandelt sich und zeigt Hütten, Stände, an welchen Obst und Gemüse, Street Food, Handyhüllen und T-Shirts verkauft werden, Bauruinen, vermüllte Bachläufe, kleine Bars und Verkäufer:innen die mit Essen und Trinken gefüllten Körben auf ihren Köpfen umherlaufen. Die Luft riecht nach Abgasen und (verbranntem) Müll. Wir fahren entlang der Atlantikküste ins Stadtzentrum, wo sich das Bild wieder wandelt: Straßenbäume, hohe Mauern mit dahinterliegenden Anwesen, große Werbebanner, die an teilweise maroden und schiefen Metallgerüsten hängen, offene Kanäle, welche parallel zur Straße verlaufen und (moderne) Häuser mit Büros und Apartments.
Am Mittwoch fahren wir ins Zentrum, zur Probe des National Symphony Orchestra (NSO). Die Probe beginnt offiziell um 10 Uhr. Gegen 11:40 Uhr verlassen wir den Proberaum im National Theatre wieder, da weder der Dirigent noch der Großteil der Musiker:innen anwesend sind. Anschließend machen wir einen kurzen Abstecher zu einem Kunst- und Handwerksmarkt. Dort mache ich Bekanntschaft mit einem der lokalen Maler. Leider habe ich seinen Namen vergessen. Allerdings habe ich mir vorgenommen ihn noch einmal zu besuchen.
Am Nachmittag lerne ich die Schüler im Odehe Center in Teshie kennen und verbringe viel Zeit mit einem Trompetenschüler (auch seinen Namen habe ich wieder vergessen, es sind wirklich viele!) und wir machen gute Fortschritte: er im Trompete spielen und Noten lesen und ich im Erklären. Ich merke allerdings in allen Gesprächen, dass das ghanaische Englisch für mich wirklich schwer zu verstehen ist, weshalb ich mir manchmal etwas blöd vorkomme, wenn ich dreimal nachfrage. Zum Glück wird es Tag für Tag besser! Abends gehe ich mit Katharina und ihrem Freund Jeffrey etwas trinken. So komme ich in den Genuss von ghanaischem Bier.
“Innerhalb kürzester Zeit kommt ein starker Wind auf und bläst uns Sandkörner ins Gesicht, gefolgt von einem dichten Regenschauer und Blitzen am Himmel.”
Am Donnerstag lerne ich den dritten Standort kennen – die Korle Gonno Community Library. Wie an den anderen Standorten auch, bekomme ich direkt den Eindruck, dass ich mich hier wohlfühlen werde. Alle Menschen denen ich hier begegne, sind unheimlich offen und neugierig. Hier werde ich einige Schüler:innen am Horn unterrichten können, was mich als Hornisten natürlich besonders freut! Dann, wir waren schon auf dem Sprung ein Taxi zu nehmen, verzögert sich unser Rückweg aufgrund eines plötzlichen Wetterumschwungs. Innerhalb kürzester Zeit kommt ein starker Wind auf und bläst uns Sandkörner ins Gesicht, gefolgt von einem dichten Regenschauer und Blitzen am Himmel. So sind wir für eine Weile in den Räumlichkeiten der Library gefangen. In der Zeit lerne ich eine andere Version von Mensch-Ärgere-Dich-Nicht kennen. Am späteren Abend, wir sind wieder zurück in Teshie, gehe ich mit Katharina und Jeffrey in eine Bar und lerne dort meinen ghanaischen Namensvetter David kennen. Wir tauschen Nummern aus, schreiben und treffen uns: Am Freitag gehen wir zu einem Fußballspiel (ggfs. werde ich darauf in einem anderen Blog näher eingehen), am Samstag treffen wir uns zum Volleyballspielen am Strand und spielen anschließend Karten in der Bar Next Door Beach.
Am Sonntag verabschiede ich Sarah und Katharina am Flughafen. Sie kehren nach Deutschland zurück. Freunde, Schüler und auch Eltern sind mitgekommen, um sich ebenfalls von den beiden zu verabschieden. Jetzt bin ich erstmal allein in der WG und versuche mich irgendwie zurechtzufinden und mir meinen Alltag aufzubauen.
Es sind viele Menschen, die ich kennengelernt habe, viele neue Eindrücke, die ich sammeln konnte und viel, was ich hier weggelassen habe. Dennoch hoffe ich, dass ich einen guten Überblick über meine erste Woche geben konnte. In den kommenden Blogs werde ich einzelne Aspekte aus meinem Alltag hervorheben und näher beschreiben. Da wären zum Beispiel das Essen und wie ich als Veganer damit umgehe, das erste Mal allein Unterrichten und Busfahren oder ob und wie ich mit meinem Dauerfeind fertig werde – den Moskitos.
Gruß, David