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Ein Tag im ghanaischen Leben von Mila

Montags unterrichte ich Klasse P2, P4 und P6. In P2 versuche ich gerade, Noten einzuführen. Meine ehemalige Musiklehrerin war so lieb und hat mir ihre Methoden verraten. Ich erzähle ihnen also die Geschichte von einem Jungen, der zu Kofi, einem typisch ghanaischen Namen, umgetauft wurde. Kofi mag die Lieder in der Kirche so sehr, dass er die Melodien aufschreiben möchte und überlegt daher, wie das gehen könnte. Letzte Stunde habe ich mit den Kindern also versucht, Melodien mit Hilfe von wellenartigen Linien aufzuschreiben. Das hat natürlich überhaupt nicht funktioniert, war aber trotzdem ganz amüsant. Heute habe ich dann die ersten beiden Notenlinien eingeführt. Nun sollte diese Wellenlinie zwischen und auf den beiden Notenlinien verlaufen. Als die Kinder selbst diese drei Töne auf Boomwhackers spielten, klappte es ganz gut. Ich lasse Kinder eine Melodie dirigieren und schnell gewinnen sie Interesse und entwickeln Ehrgeiz, die Melodie richtig zu dirigieren. 60 Minuten können so schnell vorbei gehen, aber wenigsten weiß ich jetzt schon, was ich nächste Woche mache.

Von P4 war ich letzte Woche etwas gefrustet. Sie waren laut und haben so nicht gut zugehört, obwohl ich extra kein trockenes Thema sondern „Programmmusik“ angefangen habe. Heute ist es aber schon viel besser. Erst sammeln wir die Eigenschaften von einem Gnomen. Als ich dann den „Gnom“ aus „Bilder einer Ausstellung“ vorspiele, sollen sie diese Eigenschaften in der Musik wiederfinden. Anschließend möchte ich es anders herum versuchen. Sie sollen die Musik „Das Tor von Kiew“ hören und dazu ihre Assoziationen aufschreiben oder aufmalen. Witziger Weise waren ganz viele noch mit dem Gnomen beschäftigt, sodass die Geschichten von Zwergen handelt, die von Menschen in den Zoo gesperrt werden oder ähnliches. Interessant. Ich hatte andere Gedanken… Aber auch hier geht die Zeit so schnell vorbei, allerdings unterrichte ich hier auch nur ca. 40 Minuten. Eigentlich wollte ich anfangen, wirklich die Musik anzuhören und zu analysieren. Also zu schauen, warum Mussorgsky hier Fagott und nicht Violinen einsetzt, warum es dort leiser wird und wie er es schafft, die Promenade so unterschiedlich und doch mit der gleichen Melodie zu komponieren. Aber egal, dann habe ich mir die Vorbereitung für nächste Stunde gespart.

Mit P6 mache ich im Prinzip das Gleiche, nur auf einem anderen Niveau. Letzte Woche ist leider ausgefallen, weil es da noch Unklarheiten wegen des Stundenplans gab. Ich habe also heute das gemacht, was ich in P4 in zwei Stunden gemacht habe. Außerdem merkt man, dass sie bereits ein breiteres Hintergrundwissen haben, sie erkennen, wann eine Tuba spielt und können es auch verbinden, ob sich das traurig oder gruselig anhört.

Auch hier waren die Assoziationen zum Tor von Kiew sehr unterschiedlich. Von einer Jagd über eine Hochzeit bis hin zur Entführung war alles dabei. Das Interessanteste am Lehrerinnendasein finde ich gar nicht das Unterrichten, sondern die Beobachtungen, die man über die Kinder macht. Auch welche Freundschaften und Strukturen innerhalb der Klassen bestehen. Und das ist auch der Teil, der mir wirklich Spaß macht; die persönlichen Entwicklungen und Erfolge der Kinder, ob sie mir nach der Stunde de facto erklären können, was Programmmusik ist, ist dann doch eher zweitrangig.

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