Ich muss mich schon wieder für die Verspätung entschuldigen. Das WLAN geht noch immer nicht und mein Handy hat irgendwas Komisches mit dem aufgeladenen Guthaben gemacht. Hier bin ich also und schicke meinen Blog eine Woche zu spät ab… Ich hoffe ihr könnt es mir nachsehen ?
Jetzt, da wir wie schon erläutert, endlich vollständig sind, können wir uns nach und nach in unseren Alltag einleben. Aufgrund der Einteilung in zwei Gruppen verbringen wir nicht jeden Tag mit allen zusammen, sondern sind dementsprechend in kleineren Gruppen unterwegs um zu arbeiten oder auch unsere Freizeit zu gestalten.
Mal abgesehen von den Tagen im Kinder Paradise leben wir alle gemeinsam in dem sogenannten Odehe Center. Das Haus hat zwei Stockwerke und wir haben das Oberste für uns allein. Nur in Ausnahmefällen, wie der Besuch eines Familienmitglieds oder eines Freundes, wird noch zusätzlich jemand bei uns einquartiert. Neben den drei Schlafräumen, die wir als Freiwillige in Anspruch nehmen, gibt es noch zwei weitere Räume, die an andere vermietet werden können. Zurzeit sind beispielsweise Annikas Mutter und ihre Schwester da und leben mit uns im Odehe Center. Auch ich werde das Vergnügen haben, jemandem aus meiner Familie Accra und Ghana zu zeigen, denn meine Mama hat kurzfristig beschlossen, dass sie mich im Dezember hier in Accra abholt ? Gemeinsam werden wir noch etwas mehr als eine Woche Zeit haben, um zu Reisen und Ghana zu erleben und am 20.12. fliegen wir dann gemeinsam zurück nach Hause. Ich habe mich total gefreut, als sie mir das Ticket geschickt hat, denn was gibt es schöneres, als mit der eigenen Mutter Ghana zu erkunden und dann wieder in das vertraute Deutschland zu fliegen ❤
Aber jetzt zurück zum Alltag im Odehe. Wie schon gesagt leben wir derzeit zu sechst in der Wohnung, essen, reden und arbeiten miteinander. Damit ihr euch unter den Namen etwas vorstellen könnt, werde ich euch die anderen Freiwilligen kurz vorstellen.
Mit 22 Jahren ist Clara die Älteste unter uns. Sie studiert zusammen mit Constantin schon einige Semester lang Schulmusik mit dem Hauptfachinstrument Geige. Beide haben sich ein Urlaubsemester genommen um gemeinsam nach Ghana gehen zu können. Mit Clara wird es nie langweilig, denn man hat eigentlich immer was zu lachen ?
Constantin ist ebenfalls 22 Jahre alt und kam über Clara auf Musiker ohne Grenzen. Er ist hier der Hahn im Korb unter uns fünf Mädels, aber bisher scheint das kein Problem für ihn darzustellen ? Neben Musik mit dem Hauptfach Cello studiert er noch Sport auf Lehramt und versucht uns regelmäßig zu seinen allmorgendlichen Workouts zu motivieren.
Die anderen drei Mädels sind so alt wie ich und haben ebenfalls dieses Jahr ihr Abitur bestanden. Von Judith wusste ich anfangs gar nicht, dass sie mit nach Ghana kommt, da sie bei dem Vorbereitungsseminar in Berlin nicht dabei war. Sie unterrichtet hier ebenfalls Cello, auch wenn ihr Hauptinstrument eigentlich ihre Stimme ist. Witziger Weise kennt sie viele der Lieder, die wir mehrstimmig in unserem Vokalensemble am Andreanum gesungen haben und so können wir ab und zu gemeinsam etwas singen.
Lena habe ich schon auf dem Vorbereitungsseminar kennengelernt. Sie spielt Querflöte, wie auch Geige, unterrichtet hier aber hauptsächlich Querflöte. Mit ihr turne ich ab und zu abends ein wenig, auch wenn sie ungefähr 1000 Mal besser ist als ich. Durch dass, dass sie jahrelang geturnt hat, kann ich echt noch was von ihr lernen und bin auch schon fleißig dabei, an meinem Handstand zu arbeiten. Außerdem hat sie mir schon 3 Dreadlocks gemacht, denn sie selbst hat sich kurz vor ihrem Abiball alle Haare dreaden lassen.
Annika ist die Jüngste unter uns und erst kurz vor ihrem Flug nach Ghana 18 geworden. Wie auch Lena unterrichtet Annika Querflöte. Sie ist eigentlich immer gut drauf man kann sich mit ihr über vieles unterhalten. Mit Annika bin ich auch in einer Arbeitsgruppe, ebenso wie mit Constantin.
Unser Alltag sieht immer ziemlich ähnlich aus. Morgens frühstücken wir (soweit alle im Odehe Center sind) gemeinsam so gegen 8:00 Uhr. Je nachdem, wer vorher schon wach ist, meistens sind wir alle schon so gegen 7:30 Uhr auf, gehen zwei bis drei Brot und manchmal Eier oder Wasser einkaufen, damit wir das Frühstück anrichten können. Die Früchte für das Frühstück kaufen wir eigentlich immer am Abend zuvor, da die meisten Verkäuferinnen um diese Uhrzeit noch nicht an der Straße stehen. Gemeinsam bereiten wir das Essen vor: jemand schneidet die Früchte, momentan meistens Ananas und Papaya, der Nächste schneidet und toastet das Butterbread oder macht Guacamole mit Knoblauch und Zitronensaft, noch jemand deckt den Tisch oder kocht den Kaffee. Eigentlich gleicht sich die Arbeitsaufteilung immer aus und bisher gab es deswegen noch keine Konflikte. Gemeinsam setzen wir uns dann an den Tisch, der zwar unterdacht, aber nicht durch Glasscheiben von der großen Terrasse abgeschnitten ist, und genießen unser Frühstück. Manchmal haben wir auch Lust auf etwas Porridge und rühren uns dann statt des Butterbreads heiße Milch mit Haferflocken an. Gemeinsam mit Früchten und etwas Zimt schmeckt das wirklich herrlich. Haben wir unser Mahl beendet, erklärt sich eigentlich immer Jemand bereit, abzuwaschen, während sich die anderen schon fertigmachen können.
Da wir uns alle ein Bad bzw eine Toilette mit Waschbecken daneben teilen, kommt es manchmal zu kleinen Staus im Gang vor dem Klo. Vor allem nach einem langen Tag, wenn alle mal Pipi müssen, kann es schon mal länger dauern, bis man endlich drankommt. Aber auch das bekommen wir geregelt, ohne dass es zu Komplikationen kommt. Sind alle geduscht, angezogen und gerichtet, kann es losgehen. In den zwei Gruppen verlassen wir eigentlich immer zu unterschiedlichen Uhrzeiten das Odehe Center, je nachdem, wo und wann unterrichtet werden muss. Dienstags zum Beispiel (montags unterrichten Constantin und ich ja noch im Kinder Paradise) müssen Annika, Consti und ich so gegen 9:30 Uhr das Haus verlassen, um pünktlich um 11:00 Uhr in der AMIS Schule unterrichten zu können. Meistens sind wir früher da und haben noch eine viertel Stunde Zeit, aber es ist auch schon vorgekommen, dass der Verkehr einfach extrem schlecht war und wir gerade rechtzeitig an der jeweiligen Schule ankamen.
Um in die entsprechenden Schulen zu kommen, müssen wir logischerweise TroTro fahren. Für die Bethany, wie auch für die AMIS Schule nutzen wir die gleichen Verbindungen. Dementsprechend steigen wir an der First Junction (die Station an der wir wohnen) in das nächst beste TroTro in Richtung Circle ein und fahren bis zur Nima Police Station. Die Strecke dauert meistens schon zwischen einer halben und dreiviertel Stunde und nach unserem Umstieg in Richtung Big Gutter kann es durchaus sein, dass wir eine weitere halbe Stunde unterwegs sind. Vor allem der zweite Teil der Strecke, der durch Nima führt, dauert länger als man anhand der Entfernungen erwarten könnte. Grund dafür ist einfach die Menge an Autos, die durch die schmale und von Menschen überfüllte Straße wollen, da sind Staus kein Wunder. Schon etwas fertig von dem langen Fahren in der Hitze, kommen wir dann in der jeweiligen Schule an und unterrichten eine Stunde lang. Je nach Tag können wir dann nach Hause (Mittwochs und manchmal Donnerstags) oder müssen noch zur Library, um dort Instrumentalunterricht zu geben (Dienstags). Je nach dem nehmen wir uns etwas zu Essen mit, essen zuhause, oder gehen in der Deutsch- Schweizerischen Schule in die Mensa. Jeden Dienstag freuen wir uns darauf, dort essen gehen zu können, da es dort neben leckeren ghanaischen Speisen auch Knöpfli und Spaghetti zu bestellen gibt. Nach unserem Unterricht in der Library laufen wir dann zur TroTro Station Third Seven und steigen in das nächste TroTro nach Teshie-Nungua.
Zuhause angekommen müssen wir entweder noch einige Schüler in Teshie unterrichten, oder haben den restlichen Tag frei. Freizeit nutze ich gerne zum Wäsche waschen, was hier per Hand und mit zwei Eimern erledigt werden muss, zum Lesen oder auch zum Schlafen, dazu mal etwas Ordnung zu machen oder auch Geige zu üben. Die Tage sind hier viel anstrengender als zuhause in Deutschland, da allein die Hitze so dermaßen viel Energie raubt, dass man nach dem TroTro fahren schon total am Ende ist. Deshalb habe ich des Öfteren einen Mittagschlaf gemacht, wenn ich die Gelegenheit dazu hatte. Manchmal schlafe ich auch im TroTro nochmal ein oder döse vor mich hin. Wenn ich nicht schlafe, aus dem Fenster starre oder (in seltenen Fällen) Musik höre, dann lese ich auf den Fahrten häufig. Mit meinem ersten Buch bin ich schon durch („The Happiness Project“ – ein sehr gutes Buch, danke Paula für die Empfehlung) und lese jetzt „The Interpretation Of Murder“, was ebenfalls sehr interessant ist. Ich versuche eigentlich jeden Tag etwas zu lesen und komme dementsprechend gut voran. Das freut mich ungemein, da ich auch in Deutschland schon mehr lesen wollte und einfach nicht so dazu gekommen bin. Vielleicht kann ich mir das regelmäßige Lesen auch zuhause noch erhalten ?
Gegen Nachmittag – solang niemand in Prampram ist – kommen die anderen auch nach Hause, oder sind schon vor Ort, da sie in Teshie unterrichten müssen. Meistens sitzen wir schon zusammen bevor wir uns etwas zu Essen geholt haben und quatschen. Ab und zu kochen wir uns etwas, aber in der Regel gehen wir zur First Junction und holen uns Reis mit Plantains oder Indomie Nudeln. Gemeinsam genießen wir dann unsere Mahlzeit und reden oder organisieren schon nebenher. Montags ist unsere Teambesprechung, wo wir wichtiges abklären, wie die Planung unseres Konzerts am 25. November und nach getaner Plicht kommt dann das Vergnügen.
Wir haben schon Filmabende gemacht, sind auf der Terrasse herumgeturnt oder auf das Dach geklettert, haben uns mit Eddie oder Daniel (ein Lehrer von der AMIS) getroffen und waren noch in Osu oder auch in Teshie feiern, oder saßen einfach noch gemütlich zusammen und haben geredet. Insgesamt verstehen wir uns in unserer WG wirklich gut und haben uns schon (wenn ich das so sagen kann) angefreundet. Man lernt die anderen einfach immer besser kennen und es gibt immer noch eine Geschichte oder ein Erlebnis, das die anderen noch nicht von einem kennen. Zwar ist es auch manchmal nicht so ideal, dass wir zu sechst sind, da wir dadurch keinen gemeinsamen freien Tag haben, aber auf der anderen Seite kann man mal mit anderen Leuten reden, als nur mit denjenigen, mit denen man in einer Gruppe ist. Es ist eine echt angenehme und nette Truppe und ich habe den Eindruck, dass wir noch viel voneinander lernen können.
Ich melde mich sobald es geht wieder ?