Kleines Update: Das Wasser bleibt noch immer aus, aber immerhin können wir wieder Wasser aus dem Brunnen schöpfen und damit duschen, waschen und die Toilette spülen ? Wir haben uns aber schon ganz gut daran gewöhnt und ich bin ja auch (allzu) bald wieder im vertrauten Deutschland, wo fließendes Wasser, eine Waschmaschine (ich werde sie anbeten) und eine hygienische Küche zum Standard gehören.
Die letzte Woche war sehr ereignisreich. Ich war zwei Tage nicht arbeiten, da es mir körperlich nicht gut ging, unser Konzert wurde erst geändert und dann mehr oder weniger abgesagt. Aus dieser Misere heraus haben wir Samstagabend ein kleines Weihnachtssingen im Kinder Paradise veranstaltet das bei den Kids und bei dem Staff sehr gut ankam. Zudem ist seit Mittwoch eine neue Volontärin da, die wir bis dato noch nicht kennen gelernt hatten. Sie heißt Luise und wird zumindest in vielen Punkten die Arbeit übernehmen, die ich bisher an den Schulen geleistet habe. Da sie allerdings nicht Geige sondern Cello spielt, werden meine Schüler auf Clara und Lena verteilt, die dadurch mehr als nur ausgelastet sind. Wahrscheinlich übernimmt Judith noch ein paar Anfängergeigen, damit es überhaupt zu stemmen ist. Aus meiner Sicht war die Idee, lauter neue Projekte zu startet auf lange Dauer nicht so sinnvoll. Wenn im Februar bzw März alle weg sind und nicht genügend neue Freiwillige kommen, werden einige Projekte wieder einfrieren und nicht weitergeführt werden können. Das ist äußerst schade, aber leider nicht zu ändern.
Zu unserem kleinen Konzertproblem: Bis letzten Donnerstag liefen die Vorbereitungen für unser Konzert am vergangenen Samstag im KP. Allerdings haben wir dann erfahren, dass die große Hälfte unserer Schüler nicht an dem Konzert teilnehmen darf. Grund dafür war, dass wir die Informationsbriefe für die Kinder nicht haben über die Schule laufen lassen. Darüber hat uns allerdings niemand aufgeklärt und wir wurden am Donnerstag, zwei Wochen nach Herausgabe der Briefe vor die Tatsache gestellt, dass ohne Absprache mit der Schulleitung da nichts mehr geht. Hätte man ja auch mal früher sagen können… Naja jedenfalls konnten wir das Konzert jetzt nicht so machen wie geplant und veranstalten stattdessen morgen ein kleines Konzert in der AMIS Schule, deren Kinder nicht nach Prampram mitdurften. Im Kinder Paradise haben wir das schon genannte Weihnachtssingen veranstaltet, das nebenbei bemerkt doch sehr schön geworden ist. Jedenfalls werde ich mich jetzt, also nach diesem „Konzert“ langsam aus allen Projekten zurückziehen, mich von meinen Schülern und Klassen verabschieden und meine verbliebene Zeit hier genießen. Da am 1. Wie auch am 8. Dezember noch Konzerte stattfinden an denen wir teilnehmen, die wir aber nicht organisieren, werde ich noch gut beschäftigt sein. Aber es ist wirklich kaum zu glauben, dass meine Mutter schon in 1 ½ Wochen hier ankommt und meine Zeit hier schon vorüber ist. Aber genug geschwafelt, jetzt zu den angedachten Themen ?
Die von mir gewählte Kombination scheint auf den ersten Blick ziemlich ambivalent zu sein, allerdings läuft eine ghanaische Beerdigung tatsächlich sehr anders ab, als eine Beerdigung in Deutschland. Aber zunächst mal zum Fußball.
Generell muss man wissen, dass die Ghanaer den Fußball sehr verehren. Es gibt sogar Streitsituationen auf offener Straße darüber, ob Messi oder Ronaldo der bessere Spieler sei. Ich kann da mal so gar nicht mitreden, wie meine Bekannten in Deutschland auch sehr gut wissen ? Aber das muss ich ja auch nicht. Als es um das Qualifikationsspiel für die WM 2018 ging, war ich trotzt allem, wie die anderen auch, sehr interessiert. Zwar war im Vorhinein schon klar, dass Ghana nicht qualifizieren wird, egal wie sie spielen, aber da die Ghanaer in ihrem Land noch nie gegen Ägypten verloren haben, war ihnen das Spiel der Ehre wegen trotzdem sehr wichtig. Gemeinsam mit Eddie sind wir vorletztes Wochenende also nach Cape Coast gefahren, wo das Spiel stattfinden sollte. Auch dazu gibt es eine witzige Vorgeschichte: Als es um die Vorbereitungen und die Planung unseres Ausfluges ging hieß es erst, das Spiel fände am 11. November in Accra statt. So weit so gut. Kurz darauf änderte sich der Spielort. Statt in Accra sollte das Match jetzt in Kumasi stattfinden. Wir haben also alles umgeplant, haben uns Gedanken über die Übernachtung gemacht, da Kumasi zu weit entfernt ist, als dass man an demselben Tag noch zurückfahren könnte und haben noch die anderen Freiwilligen aus Prampram eingeladen mit uns zu kommen. Das nächste Mal, als wir im Internet nach dem Spiel gesehen haben hatten sich erneut der Spielort, aber zusätzlich noch der Tag des Spiels geändert. Am 12. November in Cape Coast… Das ist so Ghana ? Mir persönlich war bis zum Tag des Spiels und sogar noch auf der Fahrt zum Stadion mulmig zumute, da mir die ganze Sache nicht so wirklich geheuer war. Die Tickets für das Spiel hatten wir nämlich auch noch nicht. Schon am Morgen an der TroTro Station hatte ich die Befürchtung, Eddie würde einfach nicht auftauchen oder ähnliches, aber erstaunlicherweise ging dann doch alles gut. Wir bekamen ein TroTro nach Cape Coast und ich habe die ganze Fahrt über geschlafen ? Auch am Stadion bekamen wir dann ohne Probleme unsere Tickets von denen ein Einzelnes 5 GHC gekostet hat. Das ist umgerechnet 1€. Im Vergleich zu den Preisen, die man in Deutschland für ein Qualifikationsspiel für die WM bezahlt, ist das ein Witz, aber ich will mich nicht beklagen. Die Stimmung war schon drei Stunden vor Anpfiff wirklich der Hammer. Die Leute haben Tshirts in den Farben Ghanas getragen, haben sich Tröten und Fähnchen gekauft und waren total in Partystimmung. Auch wir haben – nach einem Reisball als Mittagessen – noch ein bis zwei Bier getrunken bevor wir uns auf den Weg zurück zum Stadion gemacht haben. Dort ergatterten wir uns noch einige Sitzplätze und konnten bis zum Anpfiff die freudigen Ghanaer beobachten. Ein junger Mann gab uns zu verstehen, dass wir in der Fankurve säßen und auch dieselben Bewegungen machen sollen, wie er. Das war letztendlich mega witzig, da der ganze Block mitgegangen ist ? einige Ghanaer hatten sogar Trommeln und eine Trompete dabei, sodass dauerhaft irgendwelche Rhythmen zu hören waren. Dazu haben die Ghanaer gesungen und die vorgemachten Bewegungen imitiert. Einfach herrlich! Ich muss zugeben, dass es mein erstes Fußballspiel in einem großen Stadion war (ich habe schon erwähnt, dass der Fußball nicht ganz so meine Leidenschaft ist) und es hat so viel Spaß gemacht. Auch die anderen Freiwilligen, von denen einige auch schon in Deutschland im Stadion waren, meinten, die Stimmung sei unübertrefflich gewesen. Selbst bei einer verpassten Torchance oder einem Tor der gegnerischen Mannschaft haben die Ghanaer fröhlich weiter gesungen und getanzt. Zu Beginn war ich so am Mittanzen, dass ich von der ersten Halbzeit nur wenig mitbekommen habe ? In der zweiten Hälfte habe ich mich hingesetzt und versucht das Spiel zu verfolgen. Ich bin ja kein Experte, aber auf mich wirkte das Spiel nicht so taktisch durchdacht, wie die Spiele, die ich aus der Liveübertragung zuhause gewohnt bin. Es kann auch daran liegen, dass ein Spielfeld von oben übersichtlicher ist, als von einem Kopfende des Stadions, aber dennoch glaube ich auch, dass es auch an der Spielweise der Mannschaften lag. Letztendlich ist das Spiel dann 1 -1 ausgegangen und die Ghanaer konnten ihre Ehre bewahren. Weiterhin in guter Stimmung sind alle schon vor Abpfiff aus dem Stadion geströmt und haben sich wieder auf den Heimweg gemacht. Natürlich waren die Straßen verstopft und aus dem Grund haben wir uns noch ein Bier gegönnt bevor wir uns wieder auf den Heimweg begeben haben. Was wäre ein Fußballspiel denn auch ohne das dazugehörige Bier?
Trotz meiner sich in Grenzen haltenden Begeisterung für diesen Sport hatte ich unglaublich viel Spaß an besagtem Nachmittag. Es wird bestimmt auch an dem Bier gelegen haben (man verträgt bei 30 Grad Hitze einfach deutlich weniger als sonst), aber die Ghanaer waren mit ihrer guten Laune sehr ansteckend und haben einen regelrecht mitgerissen. Müde und total am Ende sind wir abends dann in unsere Betten in Teshie gefallen und waren froh, dass der nächste Tag erst mit dem Nachmittagsunterricht beginnen würde.
Eine wirklich gute Überleitung zu dem nächsten Thema, der ghanaischen Beerdigung ist mir nicht eingefallen außer einige Gemeinsamkeiten, die mir aufgefallen sind:
- Es sind sehr viele Menschen da, auch viele, die nicht die Person/en im Fokus kennen / kannten
- Es wird getanzt und gesungen
- Bier und Essen gehört bei beidem ebenfalls dazu
Wie schon gesagt unterscheidet sich eine ghanaische Beerdigung sehr von ein einer Beerdigung in Deutschland. Anstatt in schwarz kommen hier alle Gäste in schwarz-roter Kleidung. Zu den Festivitäten sind auch immer sehr viele Menschen eingeladen, auch welche, die die verstorbene Person nicht persönlich kannten. Aber ich fange besser mal von vorn an:
Zunächst mal muss man wissen, dass eine Beerdigung hier nicht nur einen, sondern zwei Tage andauert. Auf einem großen Platz werden offene Zelte aufgestellt, damit die Gäste im Schatten sitzen können. Diese Sonnenzelte sind ebenfalls in den Farben rot und schwarz gehalten. Sind die meisten Gäste da, kann es losgehen. Über mehrere Stunden hinweg werden Lieder entweder von dem anwesenden Chor oder der Band vorgetragen, irgendwelche Spenden verlesen oder Ansprachen gehalten. Der Sarg steht die meiste Zeit der Zeremonie in der Hitze, wenn auch unter einem weiteren Sonnenzelt. Als der Leichenwagen zu Beginn mit dem Sarg in die Mitte des Sonnenzeltrunds gefahren ist, war irgendwie keine wirklich andächtige oder bedrückte Stimmung. Auch der Fahrer des Leichenwagens hat einen sehr zügigen Abgang gemacht nachdem der Sarg abgeladen war (so wie übermütige Jungs gerne mal fahren, wenn sie vor einem hübschen Mädchen angeben wollen) ? Die ganze Zeremonie über haben die anwesenden Personen sich unterhalten, Essen gekauft und sind rumgelaufen. Ich habe mich schon fast schlecht gefühlt, da bei mir keine melancholische Stimmung aufkam, obwohl in der Mitte, direkt vor meinen Augen ein Sarg mit einem toten Menschen darin stand. Aber mal von der Gesamtstimmung ausgehend war das auch bei bestem Willen nicht möglich. Nach einiger Zeit haben wir uns dann woanders hingesetzt, um die Tanz- und Trommelgruppe, die uns zu der Beerdigung eingeladen hatte, bei ihrem Auftritt besser im Blick zu haben. Sie haben am Ende der ganzen Zeremonie noch zwei Tänze aufgeführt, die traditionell ghanaisch waren. Unglaublich, was die Gruppe für Rhythmen draufhat und wie die Abfolge des Gespielten funktioniert, ohne dass Noten oder ähnliches benötigt werden. Vor den Tänzen wurde der Sarg wieder abtransportiert und die engen Verwandten sind zur Beisetzung dem Leichenwagen gefolgt. Danach wurde mehr gefeiert als getrauert. Während die Tanzgruppe ihr Bestes gegeben hat, wurden Softdrinks, Lunchpakete und sogar Freibier verteilt. Die ohne hin schon nicht sehr bedrückende Stimmung wurde noch heiterer und die meisten Gäste sind aufgestanden, um sich etwas von dem Mittagsbuffet zu holen. Die Tanzgruppe war für den Tag fertig mit ihrer Darbietung und so sind wir, trotz des noch andauernden Festes wieder nach Hause gegangen, da es am folgenden Tag ja noch weiterging.
Uns wurde es so erklärt, dass die Familie einen Tag der Zeremonie trauert und die Beisetzung doch emotionaler und melancholischer abläuft, als die Feier in der großen Runde und der nächste Tag sei zum Feiern gedacht und auch Familienangehörige würden mitfeiern. An dem zweiten Tag hatte die Tanzgruppe mehr zu tun, da dieses Mal auch nur der Fokus auf den Tänzen und der Musik lag. Es wurden keine Spenden mehr verlesen und auch keine Ansprachen mehr gehalten. Dieselben Zelte bildeten wieder ein dieses Mal kleineres Rund, in deren Mitte sich die Tänzer wild zu der Musik bewegten. Es war einfach toll! Für jeden Tanz hatte die Truppe ein anderes Kostüm an und die Trommler waren auch immer total dabei. Ich war wirklich total begeistert, wenn auch irritiert, dass auf einer Beerdigung so gefeiert wird. Bilder sagen mehr als 1000 Worte, also hier einfach noch die Momente, die ich festhalten konnte ?